Mit einem Gesamtvolumen von fast 216 Millionen Euro hat das Klinikum Kulmbach für das laufende Jahr 2023 einen Rekord-Wirtschaftsplan verabschiedet. Erstmals in der Geschichte des Hauses wurde dabei die Marke von 200 Millionen Euro überschritten. Das ist nicht der einzige Rekord, der in dem umfangreichen Zahlenwerk zu finden ist: Mit jetzt 1880 wurde auch ein neuer Höchstwert in der Zahl der Beschäftigten erreicht. Landrat Klaus Peter Söllner, Vorsitzender des Zweckverbands Klinikum Kulmbach, zeigte sich zuversichtlich: „Wir werden wohl in den kommenden Jahren auch noch die Marke von 2000 reißen. Der hohe Personalstand ist ein Beleg für die herausragende Entwicklung, die unser Klinikum genommen hat.“ Söllner war voll des Lobes angesichts der Tatsache, dass das Klinikum trotz der allgemein widrigen Umstände in der deutschen Krankenhauslandschaft einmal mehr seine Ausgaben aus eigener Kraft decken kann. Einen Grund, sich zurückzulehnen, gebe es allerdings nicht.
„Die Krankenhäuser befinden sich in rauer See. Aber wir halten uns aktuell noch auf einem guten Kurs“, fasste Söllner zusammen. Die Situation sei allerdings ernst. Zahlreiche Krankenhäuser im Land seien teils ganz ohne eigenes Verschulden in Not geraten. Dass das Kulmbacher Haus auch in diesem Jahr trotz aller Widrigkeiten einen vernünftigen Abschluss erreichen wird, spreche Bände, „wenn man sieht, wie die Situation in anderen, auch in vielen kommunalen, Häusern ist.“ Der Landrat ging damit auch auf die Lage bei den Trägern dieser Krankenhäuser ein. Sie müssen im Zweifel Defizite ausgleichen. „Diese Sorge müssen wir uns in Kulmbach nach wie vor nicht machen.“ Ein Grund dafür sind die nach wie vor steigenden Patientenzahlen. 24.630 stationäre Zugänge sind für dieses Jahr kalkuliert, das ist ein Plus von 1330.
Grund für Entwarnung seien die guten Zahlen auch in diesem Jahr allerdings nicht, machte Söllner deutlich. Jetzt schon sei absehbar, dass das kommende Jahr enorme Herausforderungen bringen werde. „Die Kostenexplosion in fast allen Bereichen bereitet enorme Sorgen. Inflationsausgleiche sind unabdingbar.“ Das Klinikum Kulmbach sei zwar wirtschaftlich gut aufgestellt und in seiner Existenz nicht gefährdet. „Dennoch können Versorgungsengpässe anderer Krankenhäuser oder auch in der stationären und ambulanten Altenpflege auch auf unser Klinikum gravierende Auswirkungen haben.“
Auf Rekordwert sind auch die Personalkosten mit mehr als 104 Millionen Euro. Das liegt zum einen an deutlichen tariflichen Erhöhungen, zum anderen an der Schaffung von mehr als 43 neuen Planstellen über fast alle Bereiche hinweg. Personalgewinnung, betonte Söllner, stelle nach wie vor eine der größten Herausforderungen dar. Dass das Kulmbacher Klinikum nun auch als akademisches Lehrkrankenhaus des Universitätsklinikums Jena anerkannt ist, sei ein wichtiger Schritt, ärztlichen Nachwuchs zu bekommen. Auch im Pflegebereich werden weiter große Anstrengungen unternommen, den Personalbedarf zu decken. Dennoch seien die Bewerberzahlen für den Ausbildungsberuf Pflegefachmann oder Pflegefachfrau rückläufig. Akquise von Pflegekräften aus dem Ausland sei daher weiterhin unverzichtbar. Seit 2021 hat das Klinikum Kulmbach mehr als 100 Auszubildende in verschiedensten Berufsfeldern- Aktuell sind es 117.
Man werde alles tun, um das Klinikum weiter auf Wachstumskurs zu halten, betonte Söllner. Dies sei wichtig, um im Wettbewerb mit anderen Häusern bestehen zu können. Aus diesem Grund werden in diesem Jahr knapp 3 Millionen Euro in Medizintechnik investiert.
Über die wesentlichen Eckdaten des Wirtschaftsplans informierte Geschäftsführerin Brigitte Angermann die Verbandsräte. In vielen Bereichen müsse man drastische Preissteigerungen verkraften, sagte sie. So seien die Ausgaben für den Medizinischen Bedarf seit 2019 bei nur geringfügiger Belegungssteigerung um 35 Prozent oder rund 8 Millionen Euro gestiegen. Die Landesbasisfallwertsteigerung sei dagegen in den vergangenen Jahren nur zwischen 2 und 4,3 Prozent jährlich gelegen. „Das reicht nicht, um die Kostensteigerungen zu decken.“ Angermann wies auch darauf hin, dass die vom Bundesgesundheitsministerium vorgegebene zunehmende Ambulantisierung Krankenhäuser ebenso wie niedergelassene Ärzte und Patienten vor Herausforderung stelle.
„Das Klinikum Kulmbach steht weiterhin sehr gut da“, machte die Geschäftsführerin deutlich. Das sei auch Ausdruck hervorragender Leistung aller Beschäftigten im Unternehmen. Das gesamte Anlagevermögen einschließlich Fachklinik Stadtsteinach liegt laut Angermann derzeit bei 144 Millionen Euro. Die Bilanzsumme 2022 beläuft sich auf 219,5 Millionen Euro. Die Eigenkapitalquote beträgt 42 von Hundert, inklusive der Sonderposten sogar 59 von Hundert. „Eine finanzielle Belastung der Verbandsmitglieder Stadt und Landkreis Kulmbach ist daher weiterhin nicht nötig, da alle Investitionen aus Eigenmitteln finanziert werden können“, informierte Angermann.
Erweiterungsbau liegt voll im Plan
Gute Nachrichten hatte Landrat Klaus Peter Söllner bei der Verabschiedung des Wirtschaftsplans für das Klinikum Kulmbach in Bezug auf den derzeit laufenden Erweiterungsbau. Rund 100 Millionen Euro wird dieses riesige Bauprojekt kosten. 66,41 Millionen Euro kommen dafür als Zuschuss vom Freistaat Bayern.
„Wir liegen sehr gut auf Kurs“, machte Söllner deutlich. Es gebe auch keine aus dem Rahmen fallenden Kostensteigerungen. Inzwischen läuft bereits der Innenausbau im Neubau West. Auch die auffallende Fassade mit dem Wabenmuster ist schon weitgehend installiert. Bis zum Frühjahr 2024 soll dieser Bauschritt abgeschlossen sein. Daran anschließend ist die Sanierung des bestehenden Nordflügels geplant. In diesem Jahr werden für den Bau 22 Millionen Euro ausgegeben, informierte Söllner.
Einig waren sich die Mitglieder der Verbandsversammlung, dass das gewaltige Erweiterungsprojekt am Klinikum Kulmbach mit Investitionen von insgesamt rund 150 Millionen Euro unter den heutigen Bedingungen wohl nicht mehr auf den Weg gebracht werden könnte. „Wir haben zur richtigen Zeit das Richtige getan“, fasste es Verbandsrat Henry Schramm zusammen. Die Planung von damals erweise sich jetzt als der richtige Weg für das Klinikum.
Eckdaten des Wirtschaftsplans
Haushaltsvolumen 215.849.713 Millionen Euro
Erfolgsplan 190.813.099 Euro
Vermögensplan 25.036.614 Euro
Erträge:
DRG und Pflege 124,8 Millionen Euro
Ambulanzen 13,9 Millionen Euro
Wahlleistungen 6,3 Millionen Euro
Pflegesätze orthopädische/geriatrische Reha 3,8 Millionen Euro
Ausgaben:
Personalkosten 104,3 Millionen Euro
Medizinischer Sachbedarf 30,5 Millionen Euro
Instandhaltung 5,1 Millionen Euro
Verwaltungsbedarf inklusive IT 3,6 Millionen Euro
Energiekosten 3,4 Millionen Euro
Gebäudereinigung 2,7 Millionen Euro
Lebensmittel 1,7 Millionen Euro
Haftpflichtversicherung 1,2 Millionen Euro
Wäschereinigung 0,9 Millionen Euro