Die Funktion der Harnblase besteht darin, den Urin zu speichern und diesen kontrolliert zu entleeren. Die Kontrolle dazu wird vom zentralen und peripheren Nervensystem übernommen.
Ganz allgemein gilt, dass eine neurogene Störung der Blase vorliegt, wenn dieser Mechanismus an einer beliebigen Stelle im System gestört oder unterbrochen wurde. Durch die Nervenschädigungen entstehen Fehlfunktion der Beckenbodenmuskulatur und/oder eine Überfunktion der Blasenmuskulatur. Das Ergebnis kann grob unterteilt in Überaktivität oder Unteraktivität der Blase gegliedert werden. Kombinationen der Beschwerden sind dabei möglich. Eine Einschränkung oder gar der Verlust der Blasenfunktion ist für die betroffenen sehr belastend. Sind die konservativen Therapiemaßnahmen ohne Erfolg, kann oft eine sakrale Neurostimulationen die Beschwerden eindämmen oder beseitigen.
1. Neurogene Blasenentleerungsstörungen
Eine hier vorliegende Nervenstörung ist so geartet, dass die Blasenmuskulatur nicht mehr genügend Kraft aufbringt, um sich vollständig zu entleeren bis hin zur Blasenlähmung.
Die Läsionen können zentral im Rückenmark liegen wie z.B. nach Rückenmarksverletzungen. Neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose (MS), amyotrophe Lateralsklerose (AML), Spinalkanaleinengungen, Tumore im Rückenmark oder Missbildungen wie Spina bifida können solche Funktionsstörungen auslösen. In einer solchen Situation ist die Blasenstörung auch als Symptom einer anderen ursächlichen Grunderkrankung zu sehen. Aber nicht immer lässt sich eine konkrete Nervenläsion oder Erkrankung bzw. Diagnose nachweisen.
Durch eine Form der neurogenen Blasenentleerungsstörung kann sich die Blase gar nicht oder nur teilweise entleeren, so dass durch ständigen Restharn oft rezidivierende bakterielle Blasenentzündungen resultieren können. Dieser Teufelskreis kann bei fehlendem Ansprechen mit konservativen oder anderen Therapien oft durchbrochen werden, indem eine sakrale Neurostimulation durchgeführt wird. In einer solchen Situation entspricht die sakrale Neurostimulation einem Blasenschrittmacher.
2. Überaktive Blase
Bei dieser Blasenfunktionsstörung ist die Kontrolle wann und wie oft Sie Wasserlassen müssen nicht mehr vollständig vorhanden.
Es kann zu mehr oder weniger stark ungewolltem Harndrang und auch Harnabgang kommen. Oft besteht auch ein Gefühl die Blase nicht vollständig entleeren zu können. Während sich die Blase mit Harn füllt, zieht sich normalerweise die Muskulatur des Beckenbodens zusammen, um die Blase zu unterstützen und einen unwillkürlichen Harnabgang zu verhindern. Bei einer Schwächung der Beckenbodenmuskulatur kann es dabei zu Störungen der Blasenkontrolle kommen. Die Symptome äußern sich dann häufig in Form von Drangbeschwerden, Dranginkontinenz, Harnverhaltung, teilweise Harnverhaltung aber auch Belastungsinkontinenz. Die möglichen Risikofaktoren sind sehr verschieden. Es können allgemeine völlig andere Grunderkrankungen wie BPH, chronische Verstopfung, Elektrolytentgleisungen (z.B. erhöhter Calcium-Spiegel), Diabetes, Adipositas, Blasensteine, Blasentumoren, Schwangerschaft, Nebenwirkungen anderer Medikamente etc. als Ursache vorliegen. Aus diesem Grund ist oft eine umfangreiche Diagnostik oder gar eine Reihe von vorausgegangenen Fehldiagnosen im Leidensweg der betreffenden Patienten. Bei einem Teil der Patientinnen und Patienten kann bei korrekter Diagnose und gutem Ansprechen die sakrale Neurostimulation erhebliche Besserung verschaffen. Vgl. dazu auch den Link Chronische Reizblase.