Logo Klinikum Kulmbach Logo Klinikum Stadtsteinach
  • Allgemein- und Visceralchirurgie

Chirurgie

Stuhlinkontinenz

Stuhlinkontinenz bezieht sich auf den ungewollten Verlust von Stuhl, bei der Patient:innen Schwierigkeiten haben, den Darm zu kontrollieren.

Diese Form der Inkontinenz kann von leichten Stuhlverlusten bis hin zu vollständigem Verlust der Kontrolle über den Stuhlgang reichen. Stuhlinkontinenz kann verschiedene Ursachen haben und erhebliche Auswirkungen auf die Lebensqualität nehmen.

Die Symptome von Stuhlinkontinenz können von Person zu Person variieren und reichen von gelegentlichem Stuhlverlust bis hin zu regelmäßigem, nicht kontrollierbarem Stuhlgang. Die Diagnose umfasst in der Regel eine umfassende Anamnese, körperliche Untersuchungen und möglicherweise spezielle Tests wie Endoskopien, Manometrie oder Bildgebung des Darms.

Ursachen

Schwäche des Beckenbodens:
Eine geschwächte Muskulatur im Beckenboden, die den Darm und den Anus unterstützt, kann zu Inkontinenz führen.

Schädigung der Analsphinkter-Muskulatur:
Verletzungen oder Schädigungen der Muskeln, die den Anus umgeben (Analsphinkter), können die Kontrolle über den Stuhlgang beeinträchtigen.

Neurologische Erkrankungen:
Krankheiten oder Schädigungen des Nervensystems, wie Multiple Sklerose, Rückenmarksverletzungen oder Schlaganfälle, können die Signalübertragung zwischen Gehirn und Darm stören.

Chirurgische Eingriffe:
Bestimmte chirurgische Eingriffe im Beckenbereich, insbesondere solche, die den Anus oder den Darm betreffen, können zu Stuhlinkontinenz führen.

Rektale Prolaps:
Ein Vorfall des Enddarms (Rektumprolaps) kann die normale Funktion des Anus beeinträchtigen und zu Inkontinenz führen.

Alterung:
Der natürliche Alterungsprozess kann zu Veränderungen im Darmgewebe und in der Muskulatur führen, die die Kontrolle über den Stuhlgang beeinträchtigen können.

Diagnostik

Chirurgische Diagnostik spielt eine wichtige Rolle bei der Beurteilung von Kontinenz- und Beckenbodenproblemen. 

Zystoskopie:
Dies ist eine endoskopische Untersuchung der Harnblase. Ein Zystoskop wird durch die Harnröhre eingeführt, um direkt in die Blase zu sehen. Dies ermöglicht die Beurteilung von Blasenproblemen, wie zum Beispiel das Vorhandensein von Tumoren oder Entzündungen.

Urethroskopie:
Ähnlich wie die Zystoskopie, aber speziell auf die Harnröhre ausgerichtet. Dies kann verwendet werden, um Probleme wie Verengungen oder Läsionen in der Harnröhre zu identifizieren.

Rektoskopie:
Eine endoskopische Untersuchung des Enddarms. Mit einem Rektoskop kann der Proktologe den Enddarm inspizieren, um Probleme wie Hämorrhoiden, Fisteln oder andere rektale Pathologien zu diagnostizieren.

Proktoskopie:
Eine spezielle Form der Rektoskopie, die auf den Bereich des Analkanals ausgerichtet ist. Dies kann hilfreich sein, um Anomalien im Analkanal zu identifizieren.

Urodynamische Tests:
Obwohl dies nicht direkt chirurgisch ist, handelt es sich um eine diagnostische Methode, bei der spezielle Katheter in die Blase und den Enddarm eingeführt werden, um Druck- und Flussmessungen durchzuführen. Dies bietet umfassende Informationen über die Funktionsweise der ableitenden Harnwege und des Beckenbodens.

Magnetresonanztomographie (MRT):
Die MRT ist eine bildgebende Diagnosetechnik, die hochauflösende Bilder des Beckenbodens liefern kann. Diese Methode ermöglicht die genaue Beurteilung von anatomischen Strukturen, Muskulatur und Geweben.

Ultraschalluntersuchungen:
Transvaginaler oder transrektaler Ultraschall können eingesetzt werden, um den Beckenboden und umliegende Strukturen zu visualisieren.

Dynamische Defäkographie:
Eine radiologische Untersuchung, bei der der Patient Kontrastmittel einnimmt und während des Stuhlgangs geröntgt wird. Dies ermöglicht die Beurteilung von Problemen beim Stuhlgang und kann Anhaltspunkte für Defäkationsstörungen liefern.

Diese diagnostischen Methoden aus chirurgischer Sicht bieten detaillierte Einblicke in die anatomischen und funktionellen Aspekte des Beckenbodens. Die Wahl der geeigneten Methode hängt von der spezifischen klinischen Situation und den Symptomen des Patienten ab. In vielen Fällen wird eine umfassende Diagnose durch die Kombination verschiedener Untersuchungsmethoden erreicht.

Konservative Verfahren

In der Behandlung von Kontinenz- und Beckenbodenproblemen gibt es auch konservative, also nicht-chirurgische, Verfahren, die aus chirurgischer Sicht in Erwägung gezogen werden.

Hier sind einige konservative Ansätze:

Physiotherapie und Beckenbodentraining:
Spezialisierte Physiotherapeuten können Frauen und Männer mit Beckenbodenproblemen unterstützen. Das gezielte Training der Beckenbodenmuskulatur kann dazu beitragen, die Kontinenz zu verbessern und Beschwerden zu lindern.

Biofeedback:
Biofeedback-Techniken werden verwendet, um den Patienten Rückmeldung über Muskelaktivität und Körperfunktionen zu geben. Dies kann besonders bei der Verbesserung der Kontrolle über den Beckenboden von Nutzen sein.

Elektrostimulation:
Durch die Anwendung von elektrischen Impulsen auf die Beckenbodenmuskulatur können Kontraktionen ausgelöst und gestärkt werden. Dies kann bei der Behandlung von Harninkontinenz oder anderen Beckenbodenproblemen helfen.

Blasentraining:
Ein strukturiertes Training, um die Blasenkapazität zu erhöhen und die Kontrolle über die Blasenfunktion zu verbessern. Dies kann bei verschiedenen Formen der Harninkontinenz eingesetzt werden.

Verhaltensmodifikation:
Änderungen im Lebensstil, wie Gewichtsmanagement, die Vermeidung von irritierenden Substanzen (z. B. Nikotin oder Koffein) und die Einführung von regelmäßigen Toilettengängen, um die Kontinenz zu unterstützen.

Medikamentöse Therapie:
In einigen Fällen können Medikamente eingesetzt werden, um die Blasenfunktion zu beeinflussen oder bestimmte Symptome zu lindern. Dies kann bei überaktiver Blase oder anderen Blasenproblemen der Fall sein.

Pessare:
Ein Pessar ist ein medizinisches Gerät, das in die Vagina oder den Anus eingeführt wird, um Organe zu stützen und mögliche Symptome wie Prolaps zu lindern.

Injektionstherapie:
Bei bestimmten Formen der Harninkontinenz können Injektionen von Füllstoffen in die Harnröhre oder Blasenwand helfen, die Harnkontrolle zu verbessern.

Akupunktur und alternative Therapien:
Einige Patienten erleben Linderung durch alternative Therapien wie Akupunktur oder andere komplementäre Ansätze. Diese können ergänzend zu anderen konservativen Maßnahmen eingesetzt werden.

Es ist wichtig zu beachten, dass diese konservativen Verfahren in Abhängigkeit von der Art der Beckenbodenprobleme und der individuellen Umstände des Patienten verschrieben werden. In vielen Fällen werden konservative Ansätze als erste Linie der Behandlung eingesetzt, bevor chirurgische Interventionen in Betracht gezogen werden. Ein multidisziplinärer Ansatz, bei dem verschiedene Fachdisziplinen zusammenarbeiten, ermöglicht eine umfassende Betreuung und die Auswahl der besten Therapieoptionen.

Chirurgische operative Verfahren

Chirurgische Verfahren zur Behandlung von Kontinenz- und Beckenbodenproblemen können erforderlich sein, wenn konservative Maßnahmen nicht ausreichen oder bei strukturellen Problemen im Beckenbereich.

Burch-Kolposuspension:
Dieses Verfahren wird bei Frauen mit Stressharninkontinenz durchgeführt. Dabei wird das vordere Scheidengewebe an den Schambeinknochen befestigt, um die Harnröhre zu unterstützen und die Kontinenz zu verbessern.

Midurethrale Schlingen:
Ein minimal-invasives Verfahren zur Behandlung von Stressinkontinenz bei Frauen. Dabei wird eine Schlinge um die Harnröhre platziert, um sie zu stützen und unkontrollierten Harnverlust zu reduzieren.

Rektus-Faszien-Transplantation:
Dieses Verfahren kann bei Frauen mit einer Beckenbodenrekonstruktion notwendig sein. Dabei wird Gewebe aus der Bauchwand verwendet, um geschwächtes Beckenbodengewebe zu ersetzen.

Hämorrhoidenoperation (Hämorrhoidektomie):
Bei fortgeschrittenen Hämorrhoiden, die nicht auf konservative Maßnahmen ansprechen, kann eine chirurgische Entfernung der Hämorrhoiden erforderlich sein.

Sakrale Neuromodulation (Interstim):
Ein Verfahren, das die Nervenstimulation im Sakralbereich verwendet, um Blasenfunktionen zu modulieren und bestimmte Formen der Harninkontinenz zu behandeln.

Künstlicher Harnsphinkter:
Dies ist eine chirurgische Option für Männer mit schwerer Belastungsharninkontinenz nach Prostataoperationen. Ein künstlicher Schließmuskel wird implantiert, um die Kontrolle über die Blase wiederherzustellen.

Rektumprolaps-Chirurgie:
Bei einem Rektumprolaps, bei dem sich der Enddarm nach außen stülpt, kann eine chirurgische Fixierung notwendig sein.

Kolostomie oder Ileostomie:
In einigen Fällen, insbesondere bei schweren Beckenbodenproblemen oder nach bestimmten Operationen, kann die Anlage eines künstlichen Darmausgangs notwendig sein.

Minimal-invasive Chirurgie:
Laparoskopische oder roboterassistierte Verfahren können für bestimmte Eingriffe wie Beckenbodenrekonstruktionen oder Harninkontinenzoperationen eingesetzt werden. Diese Techniken ermöglichen oft kürzere Erholungszeiten und weniger postoperative Beschwerden.

Korrektive Operationen für Prolaps (Kolporrhaphie):
Chirurgische Interventionen zur Korrektur von Gebärmutterprolaps oder Vaginalprolaps können notwendig sein, um abgesunkene Organe im Beckenbereich zu unterstützen.

Es ist wichtig zu beachten, dass chirurgische Eingriffe individuell angepasst werden und auf die spezifischen Bedürfnisse und Diagnosen der Patienten abgestimmt sein müssen. Eine gründliche Bewertung durch das behandelnde Team aus Chirurgen, Urologen, Gynäkologen und anderen Fachleuten ist entscheidend, um die optimale chirurgische Strategie zu bestimmen.

Es ist wichtig, bei Stuhlinkontinenz professionelle medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen, um die genaue Ursache zu ermitteln und einen geeigneten Behandlungsplan zu erstellen.

Unsere Sprechstunden bieten Ihnen die Gelegenheit zu einer umfassenden und diskreten Untersuchung durch unser erfahrenes Team von Gynäkologen, Urologen, Proktologen und Physiotherapeuten. Wir nehmen uns Zeit für Ihre individuellen Anliegen und bieten Ihnen eine ganzheitliche Betreuung, die physische, psychologische und soziale Aspekte berücksichtigt.

Leitender Arzt

Allgemein- und Visceralchirurgie

Dr. med. Detlef Thomschke

Facharzt für Chirurgie und Spezielle Visceralchirurgie

Leiter Darmkrebszentrum Kulmbach

Oberarzt

Allgemein- und Visceralchirurgie

Dr. med. Klaus-Alexander Müller, MHBA

Facharzt für Allgemeine Chirurgie
Facharzt für Visceralchirurgie
Zusatzbezeichnung: Spezielle Viszeralchirurgie

Master of Health Business Administration

Fachkunde: Rettungsdienst

Qualifikation: Ernährungsmediziner (DAEM/DGEM)

Kontakt

Sekretariat Kontinenz- und Beckenbodenzentrum
Naomi Kummer-Schneider

Albert-Schweitzer-Straße 10
95326 Kulmbach
Telefon: 09221 98-0

E-Mail: naomi.kummer-schneider(at)klinikum-kulmbach.de