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    Sakrale Neuromodulation

    (z.B. Blasenschrittmacher, spezielle Formen der Stuhlinkontinenz)

    Die häufigsten Krankheitsbilder zur Anwendung der sakralen Neurostimulation sind die neurogene überaktive Blase, neurogene Blasenentleerungsstörungen und eine Schwäche des Beckenbodens mit Folge von Harn- und/oder Stuhlinkontinenz.

    Zur Therapie werden dabei kleine Elektroden durch die knöchernen Öffnungen des Sakrums an die vom Rückenmark abgehenden Nerven herangeführt. Je nach Form des Krankheitsbildes können Stromimpulse im Milliampere-Bereich die vorliegenden Störungen verbessern oder auch vollständig heilen.

    In einem ersten Eingriff werden die sakralen Elektroden in Allgemein- oder Lokalanästhesie platziert und dann zunächst mit einem Teststimulator verbunden. Dieser setzt die Stromimpulse ab und dient als Impulsgerät (Blasenschrittmacher), welches in den ersten Wochen außerhalb des Körpers z.B. in der Hosentasche mitgetragen wird. Während dieser Zeit wird das optimale Programm ermittelt und eingestellt. Das endgültige Impulsaggregat wird erst nach einigen Wochen in einem zweiten Eingriff unter der Haut eingesetzt und mit den liegenden Elektroden verbunden. Der Patient kann mittels einer „Fernbedienung“ dann dieses Impulsgerät im Bedarfsfall ausschalten z.B. zur Durchführung anderer Untersuchungen, wo sich ein solcher Impulsgeber störend auswirken könnte.

    Neurogene Blase

    Die Funktion der Harnblase besteht darin, den Urin zu speichern und diesen kontrolliert zu entleeren. Die Kontrolle dazu wird vom zentralen und peripheren Nervensystem übernommen.

    Ganz allgemein gilt, dass eine neurogene Störung der Blase vorliegt, wenn dieser Mechanismus an einer beliebigen Stelle im System gestört oder unterbrochen wurde. Durch die Nervenschädigungen entstehen Fehlfunktion der Beckenbodenmuskulatur und/oder eine Überfunktion der Blasenmuskulatur. Das Ergebnis kann grob unterteilt in Überaktivität oder Unteraktivität der Blase gegliedert werden. Kombinationen der Beschwerden sind dabei möglich. Eine Einschränkung oder gar der Verlust der Blasenfunktion ist für die betroffenen sehr belastend. Sind die konservativen Therapiemaßnahmen ohne Erfolg, kann oft eine sakrale Neurostimulationen die Beschwerden eindämmen oder beseitigen.

    1. Neurogene Blasenentleerungsstörungen

    Eine hier vorliegende Nervenstörung ist so geartet, dass die Blasenmuskulatur nicht mehr genügend Kraft aufbringt, um sich vollständig zu entleeren bis hin zur Blasenlähmung.

    Die Läsionen können zentral im Rückenmark liegen wie z.B. nach Rückenmarksverletzungen. Neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose (MS), amyotrophe Lateralsklerose (AML), Spinalkanaleinengungen, Tumore im Rückenmark oder Missbildungen wie Spina bifida können solche Funktionsstörungen auslösen. In einer solchen Situation ist die Blasenstörung auch als Symptom einer anderen ursächlichen Grunderkrankung zu sehen. Aber nicht immer lässt sich eine konkrete Nervenläsion oder Erkrankung bzw. Diagnose nachweisen.

    Durch eine Form der neurogenen Blasenentleerungsstörung kann sich die Blase gar nicht oder nur teilweise entleeren, so dass durch ständigen Restharn oft rezidivierende bakterielle Blasenentzündungen resultieren können. Dieser Teufelskreis kann bei fehlendem Ansprechen mit konservativen oder anderen Therapien oft durchbrochen werden, indem eine sakrale Neurostimulation durchgeführt wird. In einer solchen Situation entspricht die sakrale Neurostimulation einem Blasenschrittmacher.

    2. Überaktive Blase

    Bei dieser Blasenfunktionsstörung ist die Kontrolle wann und wie oft Sie Wasserlassen müssen nicht mehr vollständig vorhanden.

    Es kann zu mehr oder weniger stark ungewolltem Harndrang und auch Harnabgang kommen. Oft besteht auch ein Gefühl die Blase nicht vollständig entleeren zu können. Während sich die Blase mit Harn füllt, zieht sich normalerweise die Muskulatur des Beckenbodens zusammen, um die Blase zu unterstützen und einen unwillkürlichen Harnabgang zu verhindern. Bei einer Schwächung der Beckenbodenmuskulatur kann es dabei zu Störungen der Blasenkontrolle kommen. Die Symptome äußern sich dann häufig in Form von Drangbeschwerden, Dranginkontinenz, Harnverhaltung, teilweise Harnverhaltung aber auch Belastungsinkontinenz. Die möglichen Risikofaktoren sind sehr verschieden. Es können allgemeine völlig andere Grunderkrankungen wie BPH, chronische Verstopfung, Elektrolytentgleisungen (z.B. erhöhter Calcium-Spiegel), Diabetes, Adipositas, Blasensteine, Blasentumoren, Schwangerschaft, Nebenwirkungen anderer Medikamente etc. als Ursache vorliegen.  Aus diesem Grund ist oft eine umfangreiche Diagnostik oder gar eine Reihe von vorausgegangenen Fehldiagnosen im Leidensweg der betreffenden Patienten. Bei einem Teil der Patientinnen und Patienten kann bei korrekter Diagnose und gutem Ansprechen die sakrale Neurostimulation erhebliche Besserung verschaffen. Vgl. dazu auch den Link Chronische Reizblase.

    Stuhlinkontinenz

    Mit der sakralen Neurostimulation kann insbesondere eine Form der Stuhlinkontinenz therapiert werden, die auf Basis einer mangelnden Kontraktion des Beckenbodens entstanden ist.

    Dabei ist der normale Verschlussmechanismus in seiner Funktion eingeschränkt bis hin zum vollständigen Verlust über die Darmkontrolle bei einem fehlenden muskulären Grundtonus im Beckenboden. Es handelt es sich oft um ähnliche Ursachen wie bei den neurogenen Blasenentleerungsstörungen, aber auch um verletzungsbedingte Nervenschädigungen. Häufig sind Stuhlinkontinenz durch einen schlaffen Schließmuskel oder Beckenbodenbereich auch kombiniert mit den vorbeschriebenen Blasenfunktionsstörungen.

    Insgesamt kann auch hier bei gutem Ansprechen einer sakralen Neurostimulation wesentlich zur Gewinnung von Lebensqualität beitragen werden.

    Leitender Arzt

    Urologie und Kinderurologie

    Dr. med. Jordan Todorov

    Facharzt für Urologie

    Leitung Prostatazentrum
    Leitung Kontinenz- und Beckenbodenzentrum

    Zertifiziert als Beratungsstelle nach den Richtlinien der Deutschen Kontinenz Gesellschaft e.V.

    Kontakt

    Sekretariat
    Tina Eisermann

    Albert-Schweitzer-Straße 10
    95326 Kulmbach

    Telefon: 09221 98-7341 (Sekretariat)
    Telefon: 09221 98-7339 (MVZ)
    Telefax: 09221 98-1931
    E-Mail: urologie(at)klinikum-kulmbach.de

    Sprechzeiten und Terminvergabe:

    Bitte vereinbaren Sie telefonisch einen Termin.

    Download Informationsflyer Urologie

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